Farben im UX-Design
Farben zählen höchstwahrscheinlich zu den wichtigsten Gestaltungsmitteln einer Anwendung. Bereits mit dem Öffnen einer Seite beeinflusst die Farbwahl nicht nur das individuelle Empfinden, sondern unterbewusst auch die Sympathie beziehungsweise den Affekt gegenüber einem Produkt. Grelle Töne führen beispielsweise binnen kürzester Zeit zu einer Überanstrengung der Augen und bewirken, dass der Tab möglichst schnell wieder geschlossen wird. Warme Töne hingegen erinnern eventuell an den letzten Mittelmeer-Urlaub und versprühen unmittelbar ein mediterranes Feeling.
Emotionen sind das Wort der Stunde, wenn es um die Wirksamkeit von Farben im User Experience Design geht. Spricht das Farbspektrum die User an, steigt parallel zur Joy of Use auch die Konversionsrate. Ist jedoch das Gegenteil der Fall, wirkt sich dies automatisch auf die Kauffreude aus. Der Effekt von Farben wird selten von jedem Rezipienten individuell verarbeitet. Kulturelle Unterschiede in der Interpretation von Farben sind natürlich nicht von der Hand zu weisen, bilden aber eher die Ausnahme. Nicht umsonst wird Rot stets als Signalfarbe eingesetzt und das Facebook-Blau aufgrund seines vertrauenswürdigen Charakters weltweit geschätzt.
Die Big Five der Farben
Was wir kennen, lieben wir. Sobald eine geschickt gewählte Farbpalette also in der Lage ist, bestimmte Assoziationen und somit auch Emotionen hervorzurufen, verankert sich ein Produkt nachhaltig in den Köpfen der Verbraucher. Über relevante Designs wie das Logo lassen sich direkt Sympathiepunkte sammeln und der Wiedererkennungswert einer Marke steigt automatisch. Die Deutsche Telekom macht es mit dem einzigartigen Magenta vor. Eine extraordinäre und mutige Farbwahl wie die des Telekommunikationsunternehmens ist selbstverständlich nicht Pflicht und kein Garant für den Markenerfolg. Besonders im User Experience Design liegt vielmehr der Fokus auf einer gelungenen Kombination verschiedener Töne. Welche Farben eigenen sich also am besten wofür?
1. Blau – kompetent und zuverlässig
Facebook, Twitter, Skype…die Liste an blauen Corporate Designs ist endlos. Kein Wunder, schließlich strahlt die Farbe nicht nur Sicherheit, Kompetenz und Zuverlässigkeit aus, sondern ist darüber hinaus kaum aufdringlich. Blau kann somit ohne Weiteres als Grundlage für ganzheitliche Designs verwendet werden. Aber Vorsicht: ein Zuviel des Farbtons kann schnell kalt wirken.
2. Orange – mediterran und freundlich
Der Konterpart zum eher kühleren Blau strahlt unweigerlich Freundlichkeit und Energie aus. Als Grundlage für ein komplettes Corporate Design eignet sich Orange allerdings eher wenig, da es das Interface schnell überladen wirken lässt. Dezent eingesetzt eignet sich die Farbe hingegen besonders in puncto Call-to-Action und optimiert die User Experience durch die Unterstützung der Benutzerführung.
3. Rot – aktiv und signalisierend
In seiner Intensität ist Rot unvergleichlich und somit ein unverwechselbares Gestaltungsmittel. Auch wenn dieser Farbe meist ein starker Signalcharakter innewohnt, ist sie gleichzeitig ein Sinnbild für Liebe, Bewegung und Aktivität. Generell empfiehlt es sich dennoch, die Eindringlichkeit des Farbtons für entsprechende Elemente der Anwendung zu nutzen, wie beispielsweise die altbekannten Sales Button.
4. Grün – optimistisch und naturverbunden
Die gedankliche Verknüpfung bei Grün liegt ohne Zweifel auf der Hand: Natur. Als Mittler von Glück und Optimismus findet die Farbe vor allem in der Tourismusbranche und der Lebensmittelindustrie Anklang. Da der Farbton die Augen nur wenig beansprucht, kommt er auch als Ausgangsfarbe eines kompletten Corporate Designs infrage. Die Kombination mit Schwarz wird allerdings nicht so gerne gesehen.
5. Braun – geerdet und stabil
Der elementare Ton vermittelt seinen ebenso geerdeten Charakter unweigerlich an den Empfänger und steht metaphorisch für die Stabilität und Ruhe der Natur. Als Hintergrundfarbe für entsprechende Designs ist Braun also optimal geeignet und sollte auch in Branchen Anwendung finden, die nicht zwingend mit Kaffee und Schokolade in Verbindung stehen.
Der gezielte Einsatz von Farben
Die Macht der Farben ist vor allem im User Experience Design keinesfalls zu unterschätzen. Die Basis für ein hübsches Äußeres ist in diesem Prozess lediglich eine Grundfunktion. Farben sind vielmehr Symbolträger und kommunizieren beispielsweise Wärme versus Kälte, Frische versus Beständigkeit oder Leichtigkeit versus Solidität. Die Nuancierung bestimmt dabei den Grad der Funktionalität eines Elements und triggert spezifische Emotionen.
Kontraste gehen mit der Wahl der geeigneten Farbpalette stets einher. Hell-Dunkel-, Sättigungs- oder auch Warm-Kalt-Kontraste unterstützen so die Hervorhebung und Fernwirkung markanter Elemente. Doch auch in Sachen Kontrastierung zahlt sich Minimalismus immer aus. Generell gilt so: dunkle Farben sollten stabilisierend den Hintergrund definieren, gesättigte Töne hingegen prägend für den Vordergrund sein. Auf diese Weise lässt sich nicht nur ein stimmiges und ausbalanciertes Interface, sondern auch eine nachvollziehbare Nutzerführung designen.
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